Durchsetzungsfähig, energiegeladen, kommunikativ – wer diese Charaktereigenschaften mitbringt, dem steht der Karriereweg offen. Schließlich werden in unserer hektischen, oder nennen wir sie lieber agilen, Welt häufig zuerst die gehört, die sich lautstark und mit großen Gesten ins Szene setzen. Leise, bzw. introvertierte Menschen habe es hier durchaus schwer. Aber heißt das, dass leise Menschen deshalb weniger Chancen auf einen beruflichen Aufstieg haben? Mitnichten!
Verblüffenderweise gehören eine ganze Reihe berühmter und einflussreicher Menschen unserer Zeit zur Fraktion der Introvertierten: Angela Merkel, Barack Obama, Mark Zuckerberg, Bill Gates, Steven Spielberg, Günter Jauch… Worauf gründet sich ihr Erfolg? Wahrscheinlich darauf, dass sie konsequent auf ihre persönlichen Stärken setzen. Sie verzichten darauf, Extro-Eigenschaften nachzuahmen. Stattdessen spielen sie an passender Stelle ihre Intro-Stärken aus. „Zuhören können“ gehört dazu. Während Extros in Seminaren häufig lernen müssen, bewusst auf ihren Gesprächspartner einzugehen und hinzuhören, bringen Intros meist schon die richtige Einstellung mit: Sie filtern ruhig und konzentriert heraus, welche Positionen ihr Gegenüber vertritt und gehen präzise darauf ein. Ein großer Vorteil, zum Beispiel bei Mitarbeitergesprächen.
Auch analytisches Denken gehört zu den klassischen Intro-Stärken. Nachgewiesenermaßen arbeitet das Gehirn introvertierter Menschen anders als das von Extrovertierten. Bei Introvertierten ist ein höherer Energieaufwand im frontalen Kortex messbar – also in dem Bereich des Gehirns, der für Lernen, Entscheiden, Erinnern und Problemlösen verantwortlich ist. Introvertierten Menschen fällt es häufig leicht, komplexe Zusammenhänge zu erfassen, zu strukturieren und Lösungen daraus herzuleiten – eine ideale Voraussetzung für Management-Entscheidungen.
Sind leise Menschen dadurch sogar die besseren Chefs? Nicht unbedingt. Denn natürlich stehen auch sie vor Hürden. Vor allem die energiezehrende Unsicherheit im Umgang mit anderen macht ihnen zu schaffen: Intros sind häufig konfliktscheu.
Sind Sie ein Intro oder ein Extro?
Die Autorin und Vortragsrednerin Dr. Sylvia Löhnken definiert Introversion und Extraversion nach der Art und Weise, woher Menschen ihre Energie beziehen: Extrovertierte Typen lieben es zum Beispiel, nach Feierabend Freunde zu treffen, zum Fußball zu gehen oder möglichst viel Abwechslung zu haben.
Introvertierte regenerieren sich lieber allein. Sie brauchen Ruhe in einer eher reizarmen Umgebung und ziehen es zum Beispiel vor, mit einem Buch in der Badewanne zu liegen.
Wie erholen Sie sich von einem anstrengenden Tag?
Mehr „Karrieretipps für leise Menschen“ und viele Hintergrundinformationen zum Thema erfahren Sie im gleichnamigen Tagesseminar der kommunikatöre.
Sie schreiben lieber E-Mails, als zum Telefonhörer zu greifen. Eine Präsentation vor größerem Publikum beschert ihnen Schweißausbrüche. Erkennen Sie sich wieder? Dann helfen Ihnen diese fünf Tipps, um bessere Leistungen zu erzielen:
Sorgen Sie für Ruhe
Intros sind durchaus teamfähig, benötigen aber Rückzugsorte, um konzentriert arbeiten zu können. Dies kann ein leerer Konferenzraum ebenso sein, wie ein Nachmittag im Homeoffice. Teilen Sie Ihren Kollegen daher mit, dass Sie deutlich schneller mit Ihrem Part fertig sind, wenn Sie mal zwei Stunden für sich haben.
Bereiten Sie sich vor
Intros fällt es schwer, spontan ihre Leistung sichtbar zu machen. Ob Meeting oder Telefonat: Bereiten Sie sich vor und überlegen Sie, was Sie zu den einzelnen Punkten sagen möchten. So gewinnen Sie Sicherheit.
Setzen Sie auf Dialoge
Netzwerken gehört zu den wichtigen Führungsskills. Smalltalk in größeren Gruppen ist für Intros jedoch häufig unkomfortabel. Konzentrieren Sie sich einfach auf einzelne Personen, mit denen Sie das besprechen, was Sie wirklich interessiert. Gezielte
Verabredungen für die Mittagspause können hier hilfreich sein.
Schalten Sie Störfaktoren aus
Bing, Piep, Sie haben eine neue E-Mail – introvertierte Menschen sollten darauf achten, Störungen von außen auf ein Mindestmaß zu begrenzen, um konzentriert arbeiten zu können. So kann es zum Beispiel helfen, E-Mails nur zweimal täglich abzurufen.
Arbeiten Sie mit einem Extro im Tandem
Ideal ist, wenn Sie eine extrovertierte Person in Ihrem Arbeitsumfeld haben, mit der Sie unmittelbar zusammenarbeiten können. So ergänzen sich Ihre Stärken. Ein extrovertierter
Kollege kann zum Beispiel die Präsentation übernehmen, während Sie für vertiefende Fragen im Anschluss zuständig sind.
Quelle und Leseempfehlung:
Sylvia Löhken, Leise Menschen –starke Wirkung, Wie Sie Präsenz zeigen und Gehör finden, GABAL-Verlag