Der digitale Tsunami

Im Berufsleben bin ich ein alter Hase, was bedeutet, dass zu Beginn meiner Karriere noch Briefe auf der Schreibmaschine getippt und Faxe verschickt wurden. Die einzige, die im Büro einen Computer besaß, war die Sekretärin.

Als einige Jahre später endlich alle Mitarbeiter mit einem PC ausgestattet waren und die E-Mail eingeführt wurde, meinte der Chef: „Nie im Leben setzt sich das durch. Aber ich mache ein Experiment: Der erste, der eine E-Mail von mir liest und beantwortet, bekommt für einen Tag meinen Parkplatz vorm Haus.“ Kein Witz. Es waren die guten alten Zeiten.

Ich wünsche sie mir nicht zurück, aber ich gebe zu – der digitale Tsunami droht auch mich zu überrollen. Früher standen Computer noch fest installiert auf dem Schreibtisch. Heute sind sie unser ständiger Begleiter in der Tasche. Studien zeigen, dass wir zwischenzeitlich alle zwölf Minuten unser Smartphone checken.

Diese Ablenkung wirkt sich negativ auf unsere Zeit, Energie und Produktivität aus. Der Mensch ist nicht multitasking-fähig. Damit reißt uns jede noch so kurze Ablenkung aus unserer Konzentration, verlangsamt unsere Arbeit und führt am Ende des Tages zu noch mehr negativen Stress.

Wir können der Digitalisierung nicht entfliehen – weder im Privatleben, noch am Arbeitsplatz. Doch wir können lernen, besser damit umzugehen.

Eine Befragung der Initiative Neue Qualität der Arbeit ergab, dass der technologische Wandel bei 79 % der Beschäftigten zu einer Veränderung des Arbeitsplatzes geführt hat. Meist werden diese Veränderungen als Belastung empfunden, statt als Arbeitserleichterung. Der ständige Zwang zur Weiterentwicklung wird zum Stressor. Hier sind Arbeitgeber gefordert, für alle Mitarbeitenden ein passendes Lernklima zu schaffen. Nur so lassen sich auch ältere Mitarbeiter für digitale Neuerungen gewinnen. Und für alle Digital-Natives gilt: Ein bisschen Digital-Detox tut auch mal gut.

 

So sehen Sie wieder Land

1) Eine Aufgabe nach der anderen erledigen

Auch wenn sie es gerne von sich behaupten: Frauen können ebenso wenig mehrere Dinge gleichzeitig erledigen, wie Männer. Das Gehirn des Menschen ist für Multitasking nicht geschaffen. Es kann allerdings schnell zwischen zwei Aufgaben hin und her springen. Effizienter ist jedoch, eine Aufgabe konsequent zu erledigen und sich dann der nächsten zu widmen.

2) Kontakt-freie Zeiten einplanen

Ob Message auf dem Smartphone oder E-Mail auf dem Rechner – wir schaffen es nicht, alle Anfragen und Aufgaben gleichzeitig zu bearbeiten. Daher ist es sinnvoll, tägliche Konzentrationszeiten zu schaffen, in denen Projekte ohne Störung durchdacht und erledigt werden können.

3) Wieder mehr selbst schreiben

Hier mal etwas abfotografieren, dort etwas einspeichern. Wir sammeln viel zu häufig Daten, mit denen wir später nichts anfangen. Wer selbst zum Kugelschreiber greift, strukturiert seine Informationen und merkt sich Informationen gleichzeitig besser.

4) Die Informationsflut begrenzen

Viel Zeit verlieren wir bei Recherchen durch ein Überangebot an Informationen. Wie viele Hotelrezensionen wollen Sie vor einer Urlaubsbuchung checken? Unsere Neigung, perfekte Entscheidungen zu treffen, lässt uns in den Tiefen des World Wide Web versinken. Das kostet Zeit und ist letztendlich auch nur ein Ausschnitt. Setzen Sie sich selbst Grenzen.

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