Wann macht Stress krank?

In Deutschland gibt es kaum einen Berufstätigen, der nicht im Stress ist. Im Grunde fängt der Stress schon in der Schule, ach was, im Kindergarten an. Unser Leben ist getaktet und viele Bundesbürger fühlen sich wie die Kugel in einem Flipperautomaten – hin und her geschleudert zwischen Arbeit, Partner, Kindern, Haus- oder Gartenarbeit, Hobbies, Arztterminen, Freunden, Ehrenamt… – Die Liste ist beliebig verlängerbar.

Der Verdacht drängt sich auf, dass wir uns in Zeiten der Selbstoptimierung zu viele Aufgaben zumuten. Oder sind es die vielfältigen Verpflichtungen am Arbeitsplatz? Nach Definition der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin ist „Stress ein als unangenehm empfundener Zustand, der von der Person als bedrohlich, kritisch, wichtig und unausweichlich erlebt wird. Er entsteht besonders dann, wenn die Person einschätzt, dass sie ihre Aufgaben nicht bewältigen kann.“

Fragt man nach den Ursachen für Stress, wird häufig zuerst die Arbeit genannt. Sind Arbeit und Stress untrennbar miteinander verbunden? Machen uns Leistungsdruck und hohes Arbeitspensum auf Dauer krank? Nicht unbedingt. Auch wenn es schwer zu glauben ist: Arbeit ist wichtig für uns – nicht nur zur Sicherung der Existenz. Einer Arbeit nachzugehen ist wichtig für unser Selbstwertgefühl. Haben wir eine Aufgabe gemeistert, können wir stolz sein. Wenn die Unternehmenskultur passt, erhalten wir außerdem Anerkennung vom Chef oder vom Team. Der Kontakt zu Kollegen tut uns gut. Und je nach Tätigkeit wissen wir, dass unser Leben einen besonderen Sinn hat. Arbeit bedeutet daher nicht nur Stress, sondern ist durchaus auch die Würze des Lebens.

Wenn wir im Flow sind, kann uns die Vielzahl der Aufgaben beflügeln. Wir spüren Energie durch das Adrenalin in unseren Adern. Wir erleben akuten Stress, aber wir wissen: Der Stress hat einen klaren Anfang und ein klares Ende. Damit einher geht das Gefühl, alles im Griff zu haben. Gegen äußere Stressoren wie Kälte, Lärm oder Reizüberflutungen sind wir in dieser Phase immun. Das Leben läuft.

Problematisch wird Stress, wenn wir die Kontrolle verlieren. Wenn wir merken, dass wir nicht schaffen, was wir uns vorgenommen hatten. Auslöser sind dabei meist nicht äußere, sondern eher innere, psychische Faktoren. Ehrgeiz und Perfektionismus gehören zu den häufigsten Stressfallen. Aber auch die Angst vor Verantwortung oder Nein zu sagen verstärkt den Druck. Aussagen wie „Ich muss es immer allen Recht machen“ oder „Ich muss das alles heute noch schaffen“, gehören zu den typischen Denkgewohnheiten gestresster Menschen.

Im Dauerstress verändert sich unser Hormonhaushalt. Der Cortisolspiegel steigt nachweislich, was Gesundheitsgefährdungen zur Folge haben kann. Überlastungssymptome zeigen sich auf körperlicher und mentaler Ebene sowie in unserem Sozialverhalten. Damit es soweit nicht kommt, bieten zahlreiche Unternehmen Seminare an, in denen Mitarbeiter lernen, wie sie besser mit Stress umgehen können.

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