Du machst mich verrückt!

Vom Umgang mit schwierigen Menschen

Jeder kennt sie, die schwierigen Menschen, die uns den Alltag vermiesen: Sie sind kompliziert, nörgeln herum, explodieren bei Kleinigkeiten, sind aufdringlich, aggressiv, überheblich oder einschüchternd, wissen alles besser, reden alles schlecht oder sind mutlose Ja-Sager, wenn es darauf ankommt.

Schwierige Menschen ärgern uns oder machen uns hilflos, sie lassen uns klein oder dumm aussehen und kosten in jedem Fall eine Menge Energie. Am liebsten würden wir diesen schwierigen Menschen aus dem Weg gehen. Das ist jedoch schwer möglich, wenn sie unser Kollege, Chef, Kunde, Nachbar oder gar Partner sind.

Viele wünschen sich daher eine Strategie  oder  Gebrauchs­anleitung, wie sie mit schwierigen Menschen besser umgehen können. So einfach ist das leider nicht. Dafür lohnt es sich aber, einen Schritt zurückzutreten, und sich folgende Fragen zu stellen:

  1. Warum ist ein Mensch überhaupt schwierig?
  2. Was genau kostet mich bei der Begegnung Energie?
  3. Zeigt dieser Mensch nur bei mir sein schwieriges Verhalten?
  4. Gibt es vielleicht Menschen, die diesen schwierigen Zeitgenossen gar nicht ­schwierig finden?
  5. Wie verhalte ich mich selbst in den schwierigen Situa­tionen?

Fest steht:

Die meisten Menschen sind nicht absichtlich schwierig. Sie haben oft nur einen anderen Blick auf die Dinge und verhalten sich anders, als man es selbst tun würde. Das kann zum Beispiel typbedingt sein.

Der deutsche Psychologe Fritz Riemann hat bereits in den 1960er Jahren eine ­erste Persönlichkeits­typisierung definiert.

Der Schweizer Psychologe Christoph Thomann hat diese Grundlagen gut 20 Jahre später weiterentwickelt. Entstanden ist das Riemann-Thomann-Modell, das die Grundausrichtungen des Menschen veranschaulicht. Hierbei gibt es vier gegensätzliche Pole, die in jedem Menschen mit unterschiedlicher Ausprägung angelegt sind. Oft herrschen zwei oder manchmal sogar nur eine Grundausrichtung vor, die das Verhalten eines Menschen prägen.

 

Riemann-Thomann-Modell

Distanz-Typ

Distanz-Typen sind eher Einzelgänger. Sie legen Wert auf ihre Freiheit und lösen Aufgaben gern alleine. Dabei sind sie trotzdem sehr zielorientiert, strukturiert und können sehr gut Entscheidungen treffen. Rationales Denken und Handeln steht im Vordergrund. Oft wirken sie durch die Unter­drückung von Emotionen jedoch kühl und unnahbar.

Nähe-Typ

Nähe-Menschen sind empathisch und warmherzig. Sie kümmern sich um andere, sei es der Geburtstag im Kollegenkreis oder die kranke Mutter. Mit Harmoniestreben und Rücksicht sorgen sie für gute Stimmung im Team. Sie können selbstlos bis zur Selbstaufgabe sein. Gleichzeitig neigen sie zu Abhängigkeit und Klammern.

Dauer-Typ

Dauer-Menschen sind strukturiert, ordentlich und verlässlich. Daher sind ihnen Planung, Pünktlichkeit und Kontinuität besonders wichtig. Im ­Berufs- und Privatleben sind sie sehr loyal und berechenbar. Allerdings können sie auch pedantisch oder stur sein, da sie nur schwer von ihren Prinzipien abrücken.

Wechsel-Typ

Wechsel-Typen lieben neue Impulse, Reize und Leidenschaften. Sie bringen durch ihre Ideen Spirit und neue Möglichkeiten in ihr Team. Sie sind spontan, charmant, unterhaltsam und risikobereit. Jedoch brauchen sie den Blick aufs Große Ganze. Details langweilen sie.

 

Hinweis!

Ein Modell ist immer eine Vereinfachung, um einen Sachverhalt verständlich zu machen. Nicht alle ­Facetten einer Persönlichkeit können abgebildet werden. Das Riemann-­Thomann-Modell
ist dennoch eine gute Hilfe zum Verständnis von Reaktions­weisen im Konflikt. Je extremer ein Mensch durch sein Verhalten einem der Pole zugeordnet werden kann, desto konflikt­reicher kann sich der Umgang mit ihm gestalten.

Es ist verständlich, dass es zu Konflikten kommt, wenn ein durchorganisierter Dauer­Typ mit einem spontanen, risikobereiten Wechsel-Typ zusammen­arbeitet.

Doch wer von beiden ist dann schwierig? Ein Nähe-Typ fühlt sich wahrscheinlich schnell überrumpelt und von oben herab behandelt, wenn er auf einen Menschen mit hohen Distanz-Anteilen trifft. Reibungen sind vorprogrammiert. Wenn keiner der Konfliktpartner bereit ist, den eigenen Standpunkt zu verlassen, verfestigt sich ein Konflikt dauerhaft.

Da wir niemanden ändern oder umerziehen können (hat noch nie geklappt, auch wenn wir es noch so wünschen), können wir nur an uns selbst arbeiten. Ziel ist, in schwierigen Situationen handlungsfähig zu bleiben. Letztendlich geht es nämlich genau darum: Während einer unangenehmen Begegnung nicht mit dem Rücken zur Wand zu stehen, sondern schlagfertig oder diplomatisch zu agieren.

Der verblüffende Effekt:

Wenn wir es schaffen, auf die schwierige Person anders zuzugehen, als sie es gewohnt ist, geben wir ihr Anlass und ­Chance, ihr eigenes Verhaltensmuster zu ändern. Überraschen Sie den schwierigen Menschen in Ihrer Umgebung bei der nächsten Begegnung positiv und seien Sie gespannt auf die Reaktion.

 

Brücken bauen oder Grenzen setzen? Wann ist welcher Weg sinnvoll? Übungen zur Reflexion des eigenen Verhaltens im Konflikt sowie zahlreiche Tipps für mehr Souveränität gibt es im Seminar „Umgang mit schwierigen Menschen“.

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